Bericht zum Spiel bei der TSG Neustrelitz, 6. März 2015

Am vergangenen Freitag, den 6. März, trat der SV Babelsberg 03 im Neustrelitzer Parkstadion gegen die TSG Neustrelitz an. Die Partie unter Flutlicht ging aus Sicht der Nulldreier*innen etwas unglücklich mit 0:1 verloren.

Etwa 150 Anhänger*innen des SV Babelsberg 03 feuerten ihr Team im Gästeblock an, davon reisten ein nicht unbeträchtlicher Teil mit der Bahn an. Sie wurden sowohl bei der Hin- wie auch bei der Rückfahrt zumindest in den Zügen nicht durch Polizist*innen begleitet. Am Berliner Hauptbahnhof, einem von zwei Treffpunkten bei der Anreise, waren ein paar Bundespolizisten (BP 41..) sowie zwei Beamte in zivil zugegen. Den Zustieg der Potsdamer*innen in Oranienburg beobachteten auch nur eine Handvoll Polizist*innen auf dem Bahnsteig. In Neustrelitz erwartete die Zugreisenden eine Gruppe Einsatzkräfte des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Die Uniformen der etwa 15 Polizist*innen waren kaum gekennzeichnet. Sie trugen keine Nummern, nur Dreiecke waren bei einigen zu erkennen. Zudem waren auf dem Bahnhofsvorplatz zwei Kleinbusse (9er) der Zivilbeamt*innen abgestellt.

Die Begleitung der nun zu Fuß zum Stadion gehenden Babelsberg-Fans erfolgte zurückhaltend. Zwei Einsatzfahrzeuge fuhren neben der Gruppe her, die auf dem Fußweg lief. Zwischen dem Residenzviertel und Stadion, auf einem kaum befahrenen Weg, wurde die Anweisung, nicht auf der menschen- und autoleeren Straße zu gehen, aufrecht erhalten. Als Einzelne die Straße betraten, stieg eine Handvoll Beamt*innen aus einem Fahrzeug aus und lief fortan neben der Gruppe her. Das Durchkommen für andere Verkehrsteilnehmer*innen wäre so immer noch schwierig gewesen. Die Polizist*innen setzten die Maßnahme (Zwang auf dem Fußweg zu laufen) mit einer freundlichen und verständlichen Ansprache durch. Auch bei der Begleitung durch erneut relativ wenige Beamt*innen beim Rückweg vom Stadion zum Bahnhof traten die Polizist*innen (MV 3110) freundlich und besonnen auf. So wurden die Babelsberger*innen nicht, wie sonst üblich, daran gehindert, noch einen am Weg liegenden Supermarkt aufsuchen, um einzukaufen. Die Zeit, bis der nächste Zug fuhr, war dafür ausreichend und so mussten die Fans nicht mehr lange am Bahnsteig warten.

Das zurückhaltende Auftreten der Polizei ist als bemerkenswert einzuschätzen, insbesondere im Vergleich zum massiven Aufgebot und den verschiedenen freiheitsentziehenden Einschränkungen beim Besuch in Neustrelitz in der Vorsaison. Deeskalierendes Verhalten wie es nun geübt wurde, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass es zu keiner Personalienfeststellung oder sonstigen repressiven Massnahmen der Beamt*innen kam.

Die Situation im Stadion der TSG Neustrelitz stellte sich dagegen negativer dar. Die Einlasskontrollen wurden gründlich durchgeführt, allerdings ohne schikanös zu wirken. Jedoch scheint es der eingesetzten Sicherheitsfirma zumindest egal zu sein, wenn ihre Mitarbeiter*innen bei Neonazis besonders beliebte Kleidung tragen. Mehrere Ordner*innen der Black Diamond Security trugen Thor Steinar. Auf Nachfrage hieß es dazu, das Tragen dieser Marke sei im Parkstadion nicht verboten. Die Versorgung mit Getränken und dem Essen (Bockwurst mit einer Scheibe Brot) funktionierte reibungslos. Das kann aber auch an dem schmalen Angebot selbst gelegen haben. Im Gästebereich des Parkstadions gibt es noch immer keine Toiletten. Stattdessen wurden zwei unbeleuchtete Unisex-Dixies aufgestellt. Allerdings wurde Frauen gestatttet auf Nachfrage beim Ordnungsdienst die Toiletten im Heimbereich zu nutzen.

Nach dem Schlusspfiff kam es zu einem kurzen Disput am Trennzaun zum Heimbereich, aus dem sich vermutlich Menschen aus der Fanszene von Hansa Rostock verbale Auseinandersetzungen mit Babelsberger*innen lieferten. Unbehelmte Polizeikräfte, die jedoch Pfefferspray im Anschlag hatten, Ordner*innen, Fanprojektmitarbeiter*innen und Einzelpersonen auf Gästeseite beruhigen die Situation aber schnell.

Wir möchten an dieser Stelle erneut darauf hinweisen, dass wir über Informationen rund um den Spieltag sehr dankbar sind. Teilt uns oder den Mitarbeiter*innen vom Fanprojekt Babelsberg mit, was ihr beobachtet habt oder ob ihr von Beamt*innen vor, während oder nach dem Spiel angesprochen wurdet. Da wir davon ausgehen, dass die Babelsberger Fanszene umfassend auch vom Verfassungsschutz überwacht wird, möchten wir Euch bitten: Falls ihr von Beamt*innen abgefangen und angesprochen wurdet, sucht in jedem Fall das Gespräch mit Freund*innen, vertrauten Babelsberg-Fans, dem Fanprojekt oder mit uns! Diese einschüchternden und für die Betroffenen beängstigenden Versuche, Kontakt vor allem zu jungen Fans aufzunehmen, sollten nicht unterschätzt werden.