Am 1. März 2015 fand im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion das Regionalliga-Spiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem 1. FC Magdeburg statt. Die Partie endete mit 1:2 für die Gäste aus Sachsen-Anhalt.

Nachdem es beim Spiel in der Vorsaison am 8. November 2013 zum Einsatz von Pyrotechnik in der Babelsberger Nordkurve und im Gästeblock sowie zu einem Platzsturm durch Magdeburger Gäste kam, war zu erwarten, dass das Polizeiaufgebot sehr hoch sein würde. Dementsprechend waren am Spieltag mehrere Einheiten der Brandenburger Bereitschaftspolizei im Einsatz (BB 1132, 1431 usw.). Hinzu kamen mindestens acht sogenannte Szenekundige Beamt*innen (SKB) in zivil. Darunter waren drei aus Potsdam, mindestens zwei aus Magdeburg sowie drei Beamt*innen des Bundes. Im Stadion wurden die Fans an mindestens zwei Stellen von Polizeikameras überwacht. Hinter der Nordkurve stand während des Spiels einen Hebebühne. Von dort filmten zwei Beamt*innen vorrangig den Gästeblock. Auf der Tribüne war ebenfalls mehrere Polizist*innen mit Kameras postiert (2x Video, 1x Foto), die sowohl die Nordkurve als auch den Gästeblock filmten. Zusätzlich stand hinter dem Pufferblock ein Kamerafahrzeug bereit.

Die Beamt*innen waren mindestens seit 10 Uhr im Einsatz. Dies lässt sich daraus schlussfolgern, dass bereits zu diesem Zeitpunkt ein Reisebus der Polizei mit circa 50 Sitzplätzen in der Karl-Liebknecht Straße nahe des S-Bahnhof Babelsberg parkte. Außerdem waren die Seitenstraßen von der Karl-Liebknecht-Straße in Richtung Alt Nowawes den ganzen Tag bis mindestens 18 Uhr mit sogenannten Hamburger Gittern gesperrt worden. Im Stadion selbst wurden ebenfalls Beamt*innen eingesetzt. Unabhängig von den filmenden Polizist*innen, waren an den Eingängen zum Block O mehrere Beamt*innen abgestellt. Besonders auffällig und unnötig war eine Gruppe von Beamt*innen direkt vor der Tür zur Kinderbetreuung. Auf der Plattform am Aufgang zur Tribüne standen ebenfalls Beamt*innen. Im Pufferblock zwischen der Nordkurve und dem Gästeblock zog zu Beginn der ersten Halbzeit eine Einheit mit behelmten Beamt*innen ein, die eine Kette bildete. Die Helme wurden im Pufferblock abgenommen. Das Interesse bestand offenbar darin, im Falle eines Platzsturms schnell den Rasen durch das Fluchttor im Pufferblock betreten zu können.

Bis auf die massive Polizeipräsenz in Babelsberg und im Stadion waren keine repressiven Maßnahmen zu beobachten. Präventive Maßnahmen gab es allerdings. So sollen „vorbeugende Betretungsverbote“ sowie Meldeauflagen gegen Fans des SV Babelsberg 03 ausgesprochen worden sein. Fans aus der Nordkurve machten dies mit mehreren Tapeten öffentlich. Ob es sogenannte Gefährderansprachen gab oder auch Fans aus Magdeburg präventive Maßnahmen zu spüren bekamen, ist uns nicht bekannt. Wer dazu Informationen hat, meldet sich bitte bei beobachten [ät] nur03 [punkt] de.

Inwieweit das Polizeiaufgebot angemessen war, lässt sich schwer bewerten. Da uns bisher keine repressiven Maßnahmen bekannt sind, kann eine Bewertung, ob diese nachvollziehbar waren sowie angekündigt und erläutert wurden, nicht abgegeben werden. Eine Beschränkung in der Versorgung mit Essen und Getränken sowie im sanitären Bereich ist uns nicht bekannt. Der Umgang der Beamt*innen mit den Fans war zurückhaltend, eine Bewertung, ob das Verhalten respektvoll war, ist nicht möglich. Der Spieltag verlief in Gänze fast ungestört. Abgesehen von einem Böllerwurf aus dem Gästeblock in die Nordkurve nach Abpfiff des Spiels, bei dem eine Person verletzt wurde, gab es keine erwähnenswerten Vorkommnisse.

Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir über Informationen rund um den Spieltag sehr dankbar sind. Teilt uns oder den Mitarbeiter*innen im Fanprojekt Babelsberg mit, was ihr beobachtet habt oder ob ihr von Beamt*innen vor, während oder nach dem Spiel angesprochen wurdet. Da wir davon ausgehen, dass die Babelsberger Fanszene umfassend auch vom Verfassungsschutz überwacht wird, möchten wir Euch bitten, falls ihr von Beamt*innen abgefangen und angesprochen wurdet, in jedem Fall das Gespräch mit Freund*innen, vertrauten Babelsberg-Fans, dem Fanprojekt oder mit uns zu suchen. Diese einschüchternden und für die Betroffenen beängstigenden Versuche Kontakt vor allem zu jungen Fans aufzunehmen, sollten nicht unterschätzt werden.