Zur Veröffentlichung des Berichts zur Veranstaltung „Traumatisierung von Fußballfans“ am 31. Mai 2017

Hiermit möchten wir auf die Veröffentlichung eines ausführlichen Berichtes zur Veranstaltung „Traumatisierung von Fußballfans“ hinweisen, zu welcher der SV Babelsberg 03, der Fanbeirat und das Fanprojekt Babelsberg auf Initiative von nur03* gemeinsam einluden. Der ausführliche Bericht kann hier online gelesen. Ein Kurzbericht ist hier zu finden. Das pdf-Dokument des Berichts kann hier heruntergeladen werden.

Zur Veranstaltung am 31. Mai 2017 kamen circa 40 interessierte Zuhörer*innen. Die Einführung in das Thema Trauma beziehungsweise Traumatisierung übernahm der Potsdamer Psychologe Germar Wochatz, der auch am Therapeuticum Potsdam aktiv ist. Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) betonte die zunehmende Relevanz des Themas für Fußballfans und lobte in diesem Zusammenhang die beispiellose Arbeit des Fanprojekts, des Fanbeirats und auch der Nulldrei-Fans. Der Sozialarbeiter Bastian Schlinck, der bis vor kurzem für das Fanprojekt tätig war, erläuterte, wie die Aufarbeitung begann und ablief. Die Veranstaltung endete mit einer fruchtbaren Diskussion der Anwesenden und Expert*innen.

Im Laufe des Abends wurden außerdem durch die Anwesenden Forderungen formuliert, die wir an dieser Stelle dokumentieren und ergänzen möchten.

1. Alle Beteiligten müssen endlich die Zahl der beim Pokalfinale in Luckenwalde am 28. Mai 2016 verletzten Personen von mindestens 150 anerkennen. Nicht die Polizei, sondern Fanprojekt und Fanbeirat haben sich um eine möglichst genaue Erhebung bemüht. Nur diese traurige Statistik kann als verlässlich und umfassend betrachtet werden.

2. Wir fordern den Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) und den FSV Luckenwalde 63 auf, sich bei allen Verletzten zu entschuldigen, ihre Fehler bei der Vorbereitung und Durchführung des Spiels am 28. Mai 2016 einzugestehen, unwahre Behauptungen gegenüber Nulldrei-Fans zurückzunehmen und das Werner-Seelenbinder-Stadion zu einem sicheren Fußballstadion zu machen. Dazu gehört auch, den Ordnungsdienst nicht von der Polizei übernehmen zu lassen, um Kosten zu sparen.

3. Die Polizei muss endlich öffentlich ihr Fehlverhalten eingestehen und sich bei den Verletzten entschuldigen. Die Brandenburger Justiz ist gefordert, diejenigen Beamt*innen, die Menschen mit Schlägen, Tritten und Reizgas teils schwer verletzt haben, zur Verantwortung zu ziehen.

4. Wir verlangen, dass die am 28. Mai 2016 eingesetzten Polizist*innen nicht wieder bei Spielen des SV Babelsberg 03 Dienst tun dürfen. In ihrer Gegenwart können sich hunderte Fans nicht mehr sicher fühlen. Das hat sich auch beim Liga-Spiel in Luckenwalde im Mai 2017 gezeigt und ist für die bevorstehende Partie am 27. August zu befürchten.

5. Wir fordern des Weiteren die strikte Umsetzung der Kennzeichnungspflicht für Polizeibeamt*innen im Land Brandenburg sowie die Ahndung von Verstößen gegen sie. Auch in den Bundesländern, die noch keine Kennzeichnungspflicht erlassen haben, wie Sachsen oder Mecklenburg-Vorpommern, muss sie schnellstens eingeführt werden.

6. Es bedarf zudem dringend der Einrichtung von unabhängigen Polizeibeschwerdestellen in Deutschland. Diese müssen mit umfassenden Untersuchungskompetenzen ausgestattet sein und über genügend Ressourcen sowie qualifiziertes Personal verfügen. Wir schließen uns hier der Forderung von Amnesty International, dem Deutschen Institut für Menschenrechte und zahlreicher Politiker*innen – auch im Land Brandenburg – an.

7. Die Einbeziehung von Fanvertreter*innen und des Fanprojekts bei Sicherheitsfragen hat sich beim SV Babelsberg 03 in den vergangenen Jahren als äußerst hilfreich erwiesen, um Eskalationen vorzubeugen. Wir fordern, dass allen Fans und Sozialarbeiter*innen bei Sicherheitsbesprechungen und Ähnlichem Beteiligung ermöglicht wird.