Am Samstag, den 21. Februar 2015, spielte der SV Babelsberg 03 beim Berliner Athletikklub. Der 17. Spieltag in der Regionalligasaison 2014/15 begann für die Nulldrei-Fans an den verschiedenen Treffpunkten in Babelsberg und Berlin unterschiedlich. Das Polizeiaufgebot war zunächst überschaubar, wuchs aber am Stadion erheblich an. Der Spieltag wurde von einer Einheit der Bundespolizei und zwei Einheiten der Berliner Bereitschaftspolizei sowie von Sicherheitspersonal des SV Babelsberg 03 begleitet. Das Sicherheitspersonal des Berliner Athletikklub im Stadion war bis auf die Anwesenheit des Neonazi, Lok-Leipzig-Hooligan und MMA-Sportlers Benjamin Brinsa unauffällig.

Die aus Babelsberg anreisenden Nulldreier*innen wurden in der S-Bahn von circa 10 Bundespolizist*innen (Kennzeichnung BP B 85…) begleitet. Am Bahnhof Bellevue stiegen die Fans und die Beamt*innen aus. Die Begleitung der Fans wurde außerhalb des Bahnhofs kurz abgebrochen und (offenbar nach Rücksprache mit anderen Einheiten) wieder aufgenommen. Nach circa zehn Minuten Fußmarsch übernahm eine Einheit von Bereitschaftpolizist*innen (F12… + F1023, F1026) inklusive Kamera die Begleitung an der Ecke Alt Moabit und Paulstraße. Am Stadion wartete eine weitere Einheit wieder mit Kamera und zwei Hunden sowie 3 Potsdamer Zivilpolizist*innen (2 Männer und eine Frau) auf die Babelsberg-Fans. Später sollten zwei weitere Zivilpolizist*innen aus Berlin hinzu kommen.

Die Situation im Stadion war entspannt. Das Sicherheitspersonal war unauffällig. Die Versorgung mit Getränken sowie die sanitäre Situation waren mangelhaft. Ein Rohrbruch setzte die Toilette für „Männer“ unter Wasser. Bei der Versorgung gab es vor allem bei den Getränken Engpässe. So mussten die Fans bis zu 20 Minuten am einzigen Getränkestand darauf warten, bedient zu werden.

Im Laufe des Spieltages waren nur wenig präventive und repressive Maßnahmen zu beobachten. Sowohl die Anreise und der Spaziergang zum Stadion als auch das Spiel selbst verliefen ohne Störungen. Allerdings kam es in der Rathenower Straße, als die Fans sich zum Hauptbahnhof bewegten, im Zuge einer Personalienfeststellung zu einer Eskalation, in deren Verlauf Fans rumgeschubst wurden. Im weiteren Verlauf wurden (offenbar nach der Auswertung der Videoaufnahmen der Polizei) entgegen zunächst anderslautender Zusicherungen zwei weitere Personen in Gewahrsam genommen und in die Gefangenensammelstelle gebracht. Am Rande dieser Situation kam es außerdem zu sogenannten Gefährderansprachen durch Zivilpolizist*innen als präventive Maßnahme.

Bis zum Zeitpunkt der Eskalation der Personalienfeststellung war das Verhalten der Beamt*innen zurückhaltend. Zu Beginn der Maßnahme wurde durch Beamt*innen versucht, die Situation zu erläutern und zu beruhigen. Allerdings waren die Erklärungen nicht nachvollziehbar und wirkten unsicher, was zu weiterer Verwirrung führte. Darüber hinaus wurden keine weiteren Maßnahmen angekündigt, sondern die Beamt*innen reagierten unmittelbar zum Teil mit direkter Gewalt. Das heißt, das anfängliche kooperative Verhalten wurde schnell durch ignorante und willkürlich gewaltvolle Übergriffe ersetzt. Hinzu kommt, dass die gegenüber dem Fanprojekt und dem Fanbeauftragten des SV Babelsberg 03 geäußerten deeskalierenden Interventionsmöglichkeiten zwar angeboten, aber danach entgegen den Absprachen unmittelbar und absichtlich einfach ignorieren wurden.

In der Gesamtbetrachtung zu dieser Situation muss festgestellt werden, dass die Beamt*innen weder kooperativ, noch transparent oder nachvollziehbar gehandelt haben, sondern ihr Vorgehen sehr eskalierend und provozierend war. Darüber hinaus waren die Festnahmen der drei Betroffenen mit anschließender Erkennungsdienstlicher Behandlung vollkommen unverhältnismäßig. Der Vorwurf der angeblichen Vermummung und des vermeintlichen Landfriedensbruch gegen zwei minderjährige Fans ist absurd. Inakzeptabel ist aber, dass diese jungen Menschen in die Gefangenensammelstelle (GeSa) gebracht und den Sozialarbeiter*innen der Zugang zu den Jugendlichen verweigert wurde. Hinzu kommt, dass die Sozialarbeiter*innen falsche Informationen erhielten. Dieses Vorgehen zeugt nicht nur von mangelnder Sensibilität gegenüber minderjährigen Jugendlichen, sondern beweist, dass Fußballfans auch bei unauffälligen Spielen mit Polizeigewalt und Willkür rechnen müssen.