Bericht zum Spiel gegen den BFC, 6. Dezember 2015

Am Sonntag, dem 6. Dezember 2015, waren der Berliner FC Dynamo und seine Fans am 17. Spieltag zu Gast beim SV Babelsberg 03 im Karl-Liebknecht-Stadion. Das Spiel endete torlos unentschieden. Der Spieltag verlief erfreulicherweise weitestgehend ohne besondere Vorkommnisse. Lediglich in den ersten Minuten der ersten Hälfte sowie nach Abpfiff kam es im und am Gästeblock sowohl durch die eingesetzten Ordner*innen als auch die Polizei zu Maßnahmen gegen die Gästefans. Hierbei muss vor allem der großflächige Einsatz von Reizgas als besonders problematisch und unnötig betrachtet werden.

Rund um den Spieltag war, wie zu erwarten war, ein großes Aufgebot an Bereitschaftspolizei aus Brandenburg, Berlin, Sachsen sowie aus Sachsen-Anhalt, Streifenpolizist*innen sowie eine große Anzahl sogenannter szenekundiger Beamt*innen im Einsatz. Wie viele es insgesamt waren, lässt sich schwer sagen. Wir gehen davon aus, dass mehrere Hundert Beamt*innen rund um den Spieltag eingesetzt wurden. Hinzu kamen neben den üblichen Nulldrei-Ordner*innen und Mitarbeiter*innen der vom SVB beauftragten Firma ESC mindestens 10 Ordner*innen, die der BFC mitbrachte.

Vor dem Spiel waren rund um den S-Bahnhof Babelsberg mehrere Einheiten aus verschiedenen Bundesländern im Einsatz. Mindestens zehn Busse standen in der Daimler-Straße. Darüber hinaus waren vier Busse mit Hunden vor Ort. Rund um den Ausgang zur Karl-Liebknecht-Straße bis zur Kreuzung Rudolf-Breitscheid-Straße waren zusätzlich mindestens zehn Busse und ein Streifenwagen abgestellt. Auf dem Bahnsteig waren ebenfalls Beamt*innen abgestellt, welche das sogenannte Anreisekonzept durchsetzen sollten. Wir konnten die Berliner Einheiten der Hundertschaft 11 und 13 identifizieren. Außerdem gab es Einheiten mit der Kennzeichnung ST213 und ST210 in Nebenstraßen am Bahnhof sowie DHF auf dem Bahnsteig. Darüber hinaus war mindestens eine sächsische Hundertschaft aus Dresden sowie eine sachsen-anhaltinische Einheit in der Nähe des Discounters Netto vor Ort.

Das bereits angedeutete Anreisekonzept der Polizei sollte eine strikte Fan-Trennung durchsetzen. Das heißt, die aus Berlin anreisenden BFC-Fans sollten den Ausgang zur Karl-Liebknecht-Straße nehmen und dann weiter über die Volta- und Daimlerstraße, die Rudolf-Breitscheid-Straße nach links zur Straße Alt Nowawes geführt werden. Deshalb waren an diesem Eingang mindestens 10 Ordner*innen des BFC abgestellt. Die ebenfalls am S-Bahnhof Babelsberg ankommenden Babelsberg-Fans sollten den hinteren Eingang in Richtung Watt-, Ecke Rudolf-Breitscheid-Straße nehmen. Außerdem wurde die Rudolf-Breitscheid-Straße später an der Ecke zur Daimlerstraße mit Bussen der Polizei komplett gesperrt. Zusätzlich wurden die Nebenstraßen zwischen Alt- Nowawes und Karl-Liebknecht-Straße mit sogenannten Hamburger Gittern gesperrt.

Auffällig war, dass die eingesetzten Beamt*innen – übrigens nicht die aus den anderen Bundesländern, sondern auch aus Brandenburg – offensichtlich die Fans trotz auffälliger T-Shirts und Schals nicht (immer) zuordnen konnten. Darüber hinaus kam es zu einer problematischen Situation auf dem Bahnsteig, als sowohl Berliner Nulldrei-Fans, die von zwei Gruppen Beamt*innen in der Bahn überwacht wurden, als auch Dynamo Fans mit derselben S-Bahn ankamen. Die SVB-Fans sollten trotz Anreise im ersten Wagen den Bahnsteig am hinteren Eingang verlassen. Die BFC-Fans waren im letzten Wagen der Bahn und sollten den Ausgang zur Karl-Liebknecht-Straße nehmen. Das führte dazu, dass die Berliner Nulldrei-Fans und die BFC-Fans auf dem Bahnsteig ohne Polizeibegleitung aneinander vorbeiliefen.

In Babelsberg selbst gab es zwei größere Gruppen, die sich über die Zwischenstation am Fanladen zum Spiel bewegten. Die erste Gruppe traf sich um 11:30 Uhr am Rathaus und lief wenige Minuten später auf der Karl-Liebknecht-Straße in Richtung Stadion los. Wurden die Fans zunächst nicht weiter beachtet, kam es zu ein wenig hektischer Dynamik der Polizei, die kurz vor der Karl-Gruhl-Strasse mit mindestens fünf Fahrzeugen der Berliner Einsatzhundertschaften 11 und 13 hastig an das Ende und den Anfang des Fan-Zuges heranfuhr, mehrere Gruppen aus ihren Bussen heraussprangen und die Fans wenige Meter begleitete. Später, als die Babelsberg-Fans aus Berlin die Karl-Liebknecht-Straße auf dem Fußweg herunterliefen, wurden sie vom Rathaus bis zur Karl-Gruhl-Straße von einem Zug Beamt*innen, die auf der Straße liefen, begleitet. In der Nähe des Fanladens selbst standen nach Ankunft der ersten Gruppe Nulldrei-Fans erst mehrere Busse der bereits benannten Berliner Bereitschaftspolizei, die relativ schnell auf zwei reduziert wurden.

Im Stadion selbst war die etwas erhöhte Anzahl an Ordner*innen des SVB, ungefähr die übliche Zahl des externen Dienstleisters ESC vor dem Gästeblock sowie 15 bis 20 Ordner*innen des BFC im Einsatz. Links und rechts vom Gästeblock standen jeweils zwei Züge der Bereitschaftspolizei (also insgesamt mindestens 50 Beamt*innen) und mindestens 6 sogenannte szenekundige Beamt*innen (4x im Block K, 2x auf der Tribüne). Eine Gruppe im Block K hatte mindestens eine Kamera dabei, die ohne erkennbaren und nachvollziehbaren Grund zum Beispiel in der zweiten Hälfte Nulldrei-Fans in der Nordkurve abfilmte. Wir haben mindestens drei weitere mobile Kameras der Brandenburger Bereitschaftspolizei gezählt. Die Beamt*innen standen auf dem Podest auf der Tribüne (2x Kamera, 3 Beamt*innen) sowie auf der Hebebühne hinter der Nordkurve (1x Kamera, 2 Beamt*innen). Zwei davon überwachten den Gästeblock und eine die Nordkurve. Das heißt, es waren neben der festen Überwachungskamera mindestens vier weitere mobile im Einsatz. Ob sie die ganze Zeit filmten, können wir nicht sagen. Aber wir gehen davon aus, dass zumindest die Kameras auf der Tribüne und auf der Hebebühne hinter der Nordkurve spätestens ab dem Abbrennen von Pyrotechnik im Gästeblock filmten. Im Übrigens wurde die Hebebühne ungefähr in der 10. Spielminute, mehrere Minuten nach der Pyro-Aktion der Gäste hochgefahren und filmte von dort bis weit nach Spielende den Gästeblock.

Neben dem Abbrennen einer Batterie Silvesterfeuerwerk, wobei diese Raketen unkontrolliert im Gästeblock und auf das Spielfeld verschoss, kam es zu einer kleineren Maßnahme der Ordner*innen im Block. Inwieweit Personen in diesem Zusammenhang in Gewahrsam genommen wurden, ist uns nicht bekannt. Zu weiteren Maßnahmen der Polizei kam es nach Abpfiff im Zuge eines Platzsturms. Zwei Dynamo-Fans wurden nach dem Betreten des Rasens sowie ein weitere im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung mit einem* Ordner* in Gewahrsam genommen. Außerdem setzte die Polizei weiträumig Reizgas gegen BFC-Fans ein. Hierbei wurde Personen, die am Zaun zum Spielfeld standen,

mehrfach in Gesichtshöhe besprüht. Im Zuge dieser Maßnahme wurde neben den betroffenen Fans auch mindestens ein*e Polizist*in verletzt. Nicht unerwähnt lassen wollen wir, dass zuvor BFC-Fans diskriminierende, nationalistische und anti-antifaschistische Chöre skandierten. Neben den völlig ohne Bezug zum BFC mehrfach gesungenen „Deutsch-Land“ wurde zum Beispiel „Hasta la vista Antifascista“, „Ob Ost, ob West, nieder mit der Zeckenpest“, „Zeckenschweine“ sowie „Hurensöhne“ gerufen. Außerdem haben wir mehrfach den sogenannten Kühnen-Gruß beobachtet.

Die Abreise der Heim- und Gästefans verlief weitestgehend ruhig. Lediglich ein* BFC-Fan wurde aus uns unbekannten Gründen in Gewahrsam genommen. Darüber hinaus blieb der S-Bahnhof Babelsberg zunächst für abreisende Nulldrei-Fans für circa eine Stunde gesperrt. Als unnötig und übertrieben muss die Präsenz von mindestens 15 Polizist*innen an der Ecke Karl-Liebknecht- / Karl-Gruhl-Straße bis mindestens 1 Stunde nach Spielende in unmittelbarer Nähe zum Fanladen bezeichnet werden.

Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Fotografieren und Filmen im Fan-Block problematisch ist. Bedenkt bitte, dass ihr euch selbst und andere damit belasten könntet. Also vermeidet es, eigene Erinnerungsfotos während des Spiels im Block zu machen. Vor und nach dem Spiel findet ihr bestimmt im Stadion und rund herum einen schönen Ort für nette Bilder mit Freund*innen, Bekannten und eventuell den Aktiven. Denn viel wichtiger ist es, aufmerksam und konzentriert zu beobachten, um schnell reagieren zu können. Außerdem appellieren wir an euch, polizeiliche Maßnahmen nicht zu bejubeln. Polizeigewalt wie zum Beispiel ein Reizgaseinsatz ist nichts, was ermunternde Kommentare oder Applaus verdient hat.