Bericht zum Spiel beim VfB Auerbach, 2. Mai 2015

Wir haben in den vergangenen Tagen die Vorkommnisse beim Spiel in Auerbach aufgearbeitet. Wir bedauern, dass dies etwas länger gedauert hat. Wir betonen an dieser Stelle, dass wir uns in erster Linie als zivilgesellschaftliche Kontrolle der Sicherheitsorgane verstehen und in diesem Zusammenhang den Einsatz sämtlicher Ordnungskräfte dokumentieren und bewerten.

Am Samstag, den 2. Mai 2015 um 16 Uhr, spielte der SV Babelsberg 03 in der Regionalligasaison 2014 / 2015 auswärts beim VfB Auerbach. Das Spiel ging aus Sicht von Nulldrei mit 1:2 verloren. Erneut kam es im Zuge verschiedener Vorkommnisse zu einem massiven Polizeieinsatz bei dem Personalien von mehreren Personen festgestellt und Ermittlungen wegen verschiedener vermeintlicher Straftaten eingeleitet wurden.

Die Polizei war insgesamt mit circa 8 Einsatzfahrzeugen vor Ort. Das Sicherheitspersonal im Stadion war entspannt. Die Atmosphäre zwischen den Verantwortlichen des gastgebenden Vereins und den Gästen war angenehm und deshalb konnten Absprachen auf kurzem Weg getroffen werden. Darüber hinaus gab es, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Stadien in der Liga, auch für Gästefans ein Gebäude, in dem sich die Toiletten befanden. Hinzu kommt ein vielfältiges Catering-Angebot, das den gastfreundlichen Eindruck komplettiert.

Im Verlauf des Spieltages kam es zu mehreren präventiven und repressiven Polizeimaßnahmen. So wurden die angekommenen Fans auf ihrem Fußweg von den Bussen zum Stadion durch einen Teil der anwesenden Einsatzfahrzeuge begleitet. Sowohl vor, während als auch nach dem Spiel wurden die Fans durch Kameras der Polizei überwacht. Nach dem Spiel sperrte die Polizei den Ausgang des Gästeblocks für einen langen Zeitraum. Außerdem erteilte die Polizei Platzverweise, unter anderem auch gegen eine*n Sozialarbeiter*in des Fanprojekts. Darüber hinaus wurden sowohl beim Fußmarsch zum Stadion vor Spielbeginn, während des Spiels, kurz nach Abpfiff im Stadion als auch bei der Rückkehr zu den Bussen nach dem Spiel Personen in Gewahrsam genommen. Aufgrund der vielen Maßnahmen in verschiedenen Situationen möchten wir diese im Folgenden einzeln dokumentieren.

Die Nulldrei-Fans, die aus Babelsberg anreisten, wurden in Auerbach am Halteplatz der Busse in der Feldstraße von Beamt*innen der Bereitschaftspolizeihunderschaft 32 (BPH 32) aus Chemnitz erwartet. Der Fußmarsch der Fans von circa 10 Minuten wurde durch 4 Einsatzfahrzeuge begleitet. Auf der Höhe Ziegeleiweg, der direkt zum Gästeeingang des VfB Stadions geht, wurde bereits eine Person von den Beamt*innen zur Pesonalienfeststellung in kurzes Gewahrsam genommen. Die Polizei versuchte die wartenden Fans in Richtung Stadion zu geleiten. Nach circa 15 Minuten wurde die Person wieder freigelassen und die Fans bewegten sich gemeinsam zum Stadion.

Erst wenige Minuten nach Anpfiff erreichte ein zweiter Bus, der aus Berlin anreisenden Nulldrei-Fans das Stadion in Auerbach. Hierbei wurde bereits vor dem Stadion 1 Person in Gewahrsam genommen und weit abseits des Stadions gebracht. Bereits im Stadion befindliche Personen, die ihre festgehaltenen Freund*innen unterstützen wollten, wurde untersagt das Stadion zu verlassen.

Unmittelbar nach Abpfiff der Partie kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Heim- und Gästefans auf der Tribüne aufgrund massiver rassistischer, sexistischer, homophober und anderer diskriminierender Äußerungen gegenüber dem Trainer und Spieler*innen des SV Babelsberg 03. Im Zuge dieser Situation betraten mehrere Nulldrei-Fans den Rasen und liefen aus der Gästekurve zur gegenüberliegenden Tribüne sowie wieder zurück. Die Polizei und die Ordner*innen griffen ein und hielten anschließend mehrere Personen zur Abgabe der Personalien fest.

Nach kurzer Zeit wollten die im Gästeblock befindlichen Fans das Stadion gemeinsam verlassen und den Rückweg zu den Bussen antreten. Jedoch wurden sie daran durch eine Polizeikette gehindert, die vor dem Gästeblock gebildet wurde. Außerdem wurden Fans, die sich bereits außerhalb des Stadions befanden, zum selben Zeitpunkt in Gewahrsam genommen. Darüber hinaus erteilte die Polizei gegenüber eine*r Sozialarbeiter*in des Fanprojekts in dieser angespannten Situation einen Platzverweis. Des Weiteren wurde der Sicherheitsbeauftragte des SV Babelsberg 03 nicht ins Stadion zurück gelassen. Weder die präventiven Maßnahmen Block-Sperre und Platzverweis noch die repressiven Maßnahmen gegen die Fans wurden durch die Einsatzleitung oder andere leitenden Beamt*innen angekündigt oder gerechtfertigt. Hinzu kommt, dass die bereits angespannte Situation zusätzlich durch Äußerungen einer*s Beamt*in eskaliert wurde, die*er gegenüber den Fans folgendes äußerte: „Wir sehen uns heute noch. Dich kriege ich noch.“

Die Situation, dass Fans nicht zu ihren Bussen gelassen wurden, dauerte insgesamt circa 45 Minuten. In diesem Zeitraum wurden die Fans permanent von wechselnden Kameras abgefilmt. Die anwesenden Pressevertreter*innen wurden an der Ausübung ihrer Arbeit behindert und schließlich weggeschickt. Außerdem wurde den Fans der Gang zur Toilette verweigert. Selbst auf eine schwangere Person wurde keine Rücksicht genommen. Erst nach erheblichem Druck wurde diese aus der angespannten Situation gelassen. Eine Rechtfertigung oder deeskalierende Erläuterung der Maßnahme gegen alle Fans wurde während der gesamten Zeit nicht gegeben. Vielmehr nahmen die Beamt*innen immer wieder Personen zur Personalienfeststellung in Gewahrsam und eskalierten die Situation weiter. Hinzu kam, dass die Anweisungen zur Größe der Kleingruppen, denen das Verlassen des Stadions und des Vorplatzes erlaubt werden würde, permanent geändert. Erst nachdem die Fahrer*innen der Busse darauf insistierten, dass sie Auerbach aufgrund der gesetzlichen Lenkzeiten verlassen müssten, gab die Einsatzleitung nach und hob die Block-Sperre für die Fans auf. Beim Verlassen des Stadions wurde erneut eine Person durch Racial Profiling mit massiver Gewalt in Gewahrsam genommen und nach kurzer Zeit wieder frei gelassen, als sich herausstellte, dass diese nicht die gesuchte Person war.

Aufgrund der massiven Gewaltanwendung, der mangelhaften Kommunikation sowie den eskalierenden Äußerungen einzelner Beamt*innen der Bereitschaftshundertschaft aus Chemnitz kann nicht von einem respektvollen Umgang mit den Fans gesprochen werden. Von Sensibilität oder Rücksicht im Umgang mit den Fans und den Jugendlichen kann ebenfalls keine Rede sein. Vielmehr eskalierte die Polizei die beschriebenen Situationen zusätzlich und bemühte sich keineswegs um eine Lösung. Wir betrachten diesen Polizeieinsatz deshalb als überzogen und vollkommen unnötig. Angesichts der nicht reglementierten permanenten diskriminierenden Beleidigungen und womöglich volksverhetzenden Äußerungen einer einzelnen Personen während des gesamten Spieles, sind wir fassungslos über das Verhalten der Beamt*innen gegenüber den Fans.

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Wir müssen ein wichtiges Detail zum Polizeieinsatz gegen Nulldrei Fans in Auerbach ergänzen. Uns wurde berichtet, dass die Beamt*innen Pfefferspray eingesetzt haben, wodurch mehrere Personen verletzt wurden. Die Erstversorgung der Verletzten verweigerten, unseren Informationen zufolge, die Beamt*innen lange. Die Sanitäter*innen wurden erst verzögert zu den verletzten Personen gelassen. Wir hoffen, dass es den Betroffenen wieder gut geht.