Bericht zum Spiel gegen BFC Dynamo, 28. März 2015

Am vergangenen Samstag, den 28. März 2015, spielte der SV Babelsberg 03 im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion gegen den BFC Dynamo. Die Partie in der laufenden Regionalligasaison endete mit 0:0 vor beinah 4.000 Zuschauer*innen.

Der gesamte Spieltag wurde von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet. Aufgrund der Brisanz kamen Beamt*innen der Bereitschaftspolizei aus Berlin, Brandenburg und Sachsen sowie der sogenannten Beweissicherungseinheiten (BFE) nicht nur in Babelsberg und Potsdam zum Einsatz, sondern auch die Anreise-Wege wurden überwacht. Trotz dieser großen Präsenz kam es zu schwerwiegenden Fehlern, die zum einen eine Eskalation der Situation ermöglicht hätten, sowie zu einem Übergriff auf Babelsberg-Fans bei der Abreise führten.

Die Fans des SV Babelsberg 03 sammelten sich an zwei Treffpunkten. Am Treffpunkt am Rathaus Babelsberg übernahmen Hundertschaften der Berliner Bereitschaftspolizei die Überwachung und Begleitung der Nulldrei-Fans. Eingesetzt wurden die Einheiten 1321, 1324, 1331. Sie hielten sich weitestgehend zurück. Nur einmal war zu beobachten, dass ein vollbesetzter Mannschaftswagen der 24. Hundertschaft in unmittelbarer Nähe sowie direkt neben einer größeren Gruppe wartender SVB-Fans parkte und die Situation beobachtete. Nach kurzer Zeit liefen die Babelsberg-Fans vom Treffpunkt die Karl-Liebknecht-Straße entlang zum Fanladen in der Karl-Gruhl-Straße. Die Polizei beschränkte sich auf eine zurückhaltende Begleitung. Erwähnenswert ist, dass das Restaurant und die Pension Unicat von einer Gruppe Bereitschaftspolizist*innen (1324) sowie Beamt*innen der BFE gesichert wurde. Außerdem standen die drei Babelsberger Zivilpolizist*innen dort. Der Grund für diese Maßnahme war offenbar der Schutz der sich in der Lokalität befindlichen Berliner und Potsdamer Neonazis.

Die Berliner Nulldrei-Fans reisten mit S-Bahn an und wurden von circa 20 Bundespolizist*innen begleitet. Neben diesen Beamt*innen waren mindestens an den Bahnhöfen Alexanderplatz (BP BLU 44…) und Charlottenburg (BP BLU 42…) sowie an weiteren Bahnhöfen jeweils ungefähr fünf Bundespolizist*innen abgestellt. Beim Umstieg am Bahnhof Wannsee unterstützte eine dort abgestellte BFE-Gruppe (3 übereinanderliegende Striche) in der Größe von circa 10 bis 15 Beamt*innen die Bundespolizist*innen. Die Fans wurden im Wanderkessel vom Regionalzug- zum S-Bahnsteig geleitet. Bei der Ankunft in Babelsberg wurden die Fans erneut von weiteren Beamt*innen (BP B 8510) in Empfang genommen, die den Ausgang in Richtung Karl-Liebknecht-Straße sperrten, sodass sie einmal über den ganzen Bahnsteig gehen mussten, um den Ausgang in Richtung Rudolf-Breitscheid-Strasse zu nehmen.

Die gesamte Karl-Liebknecht-Straße vom Bahnhof bis zum Stadion wurde von der 24. Einsatzhundertschaft der Berliner Polizei betreut. Das Wort „gesichert“ kann in diesem Zusammenhang nicht verwendet werden. Zum einen gab es mindestens zwei Situationen, in denen der Fanladen als auch die dort wartenden Fans des SV Babelsberg 03 akut gefährdet waren. Zum Zeitpunkt, als sich die Babelsberger Nulldrei-Fans am Rathaus trafen, hielten zwei Fahrzeuge mit circa 10 BFC-Dynamo-Fans direkt vor dem Fanladen und versuchten in die verschlossenen Räumlichkeiten einzudringen. Die wartenden Beamt*innen registrierten diese Situationen, interessierten sich aber offensichtlich nicht weiter dafür. Ein weiterer Vorfall ereignete sich später, nachdem die meisten der aktiven Babelsberg-Fans bereits im Stadion waren. Eine Gruppe von circa 30 Anhänger*innen des BFC Dynamo zog auf dem Bürgersteig der Karl-Gruhl-Straße entlang. Auf Höhe des Fanladens kam es über die Straße hinweg zu Sichtkontakt mit den anwesenden Nulldrei-Fans. Die Beamt*innen reagierten damit, dass sie ihre Helme aufsetzten. Erwähnt werden muss, dass, nachdem die Situation geklärt war, eine*r Beamt*in eine*n Mitarbeiter*in des Fanprojekts anschrie und damit drohte, die anwesenden Babelsberg-Fans in Gewahrsam zu nehmen. Darüber hinaus muss davon ausgegangen werden, dass sämtliche Nulldrei-Fans, die sich zu diesem Zeitpunkt am Fanladen befanden, abgefilmt wurden. Warum eine derart große Gruppe von BFC-Dynamo-Fans überhaupt diesen Weg zum Stadion nehmen konnte und diese unbehelligt blieb, die Babelsberg-Fans dagegen bedroht und abgefilmt wurden, ist absolut nicht nachvollziehbar und inakzeptabel. Es entsteht der Eindruck, dass die Heimfans anders behandelt wurden als die Gäste. Dazu passt, dass, wie uns berichtet wurde, Polizist*innen am Bahnhof Babelsberg BFC-Dynamo-Fangesänge vorsichherträllerten.

Auch im Stadion war die Polizeipräsenz relativ hoch. Sowohl auf der Tribüne als auch im Pufferblock waren Beamt*innen abgestellt. Während sie sich auf der Tribüne eher zurückhielten, bildeten Sie im Pufferblock zwischen den Gäste- und den Heimfans mehrere vertikale Reihen und ergänzten die Reihen des privaten Sicherheitsdienstes. Zum Einsatz kamen sowohl die Beamt*innen als auch die Security-Mitarbeiter*innen nicht. Selbst nicht als im Gästeblock von der supportenden Gruppe entwendete und zerstörte Werbebanner des SV Babelsberg 03 präsentiert wurden. Darüber hinaus wurde, wie schon beim Spiel gegen den 1. FC Magdeburg, hinter dem Pufferblock eine Hebebühne postiert, von der während des gesamten Spiels zwei Beamt*innen (BB 15…) sowohl den Gästeblock als auch die Nordkurve abfilmten.

Nach dem Spiel schien zunächst alles ruhig zu verlaufen. Doch bei der Abreise der Gästefans kam es zu einem schwerwiegenden Vorfall. Eine Gruppe von Babelsberg-Fans wurde nach unseren Informationen auf dem Bahnsteig des S-Bahnhof Babelsberg angegriffen. Eine Person erlitt eine tiefe Schnittverletzung am Oberschenkel und musste medizinisch versorgt werden. Die Sanitäter*innen, die die Erstbehandlung der Schnittwunde durchführten, wiesen darauf hin, dass es unwahrscheinlich sei, dass die Wunde aufgrund der Tiefe mit einer Flasche zugeführt wurde. Wahrscheinlicher sei ein Messer gewesen. Die in unmittelbarer Nähe anwesenden Beamt*innen reagierten auch hier wie bereits bei den zwei Situationen am Fanladen nicht. Nach diesem Vorfall wurde der Bahnhof sowie die Karl-Liebknecht-Straße in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs unabhängig vom Angriff auf die Babelsberg-Fans für mindestens eine halbe Stunde gesperrt.

Wie uns berichtet wurde, gab es mindestens zwei Ingewahrsamnahmen von Babelsberg-Fans durch die Polizei. Die Anschuldigungen und in welcher Situation dies passierte, sind uns nicht bekannt. Eine Einschätzung der Maßnahmen ist deshalb leider nicht möglich. Von präventiven Maßnahmen wie zum Beispiel Meldeauflagen oder Betretungsverboten ist uns nichts bekannt. Falls eine Person festgenommen worden ist oder ihr Auflagen vor dem Spiel erteilt wurden, meldet dies bitte beim Fanprojekt Babelsberg oder bei uns.

Zusammenfassend müssen wir feststellen, dass das massive Polizeiaufgebot aufgrund der Brisanz der Partie zwar gerechtfertigt sein dürfte und womöglich einen relativ ruhigen Spieltagsverlauf gewährleistet hat. Die versuchten Angriffe auf den Fanladen sowie der Übergriff trübt diese Bilanz aber erheblich. Vor allem der Angriff auf Personen aus dem Umfeld des SV Babelsberg 03 ist schockierend. Diese neue Qualität an Gewalt gegen Personen ist erschreckend. Hinzu kommt die Passivität der Polizei.

Wir möchten an dieser Stelle erneut darauf hinweisen, dass wir über Informationen rund um den Spieltag sehr dankbar sind. Teilt uns oder den Mitarbeiter*innen vom Fanprojekt Babelsberg mit, was ihr beobachtet habt oder ob ihr von Beamt*innen vor, während oder nach dem Spiel angesprochen wurdet. Da wir davon ausgehen, dass die Babelsberger Fanszene umfassend auch vom Verfassungsschutz überwacht wird, möchten wir Euch bitten: Falls ihr von Beamt*innen abgefangen und angesprochen wurdet, sucht in jedem Fall das Gespräch mit Freund*innen, vertrauten Babelsberg-Fans, dem Fanprojekt oder mit uns! Diese einschüchternden und für die Betroffenen beängstigenden Versuche, Kontakt vor allem zu jungen Fans aufzunehmen, sollten nicht unterschätzt werden.